2. Yoga Bedeutung

Yoga Bedeutung

Der praktisch-orientierte Partner der Erkenntnistheorie des Sāṃkhya wird als eigenständiges philosophisches System Yoga genannt. Das Wort „der Yoga“ heißt wörtlich „das zu-einer-Aktion Verbinden“ und ist das Hauptwort des Verbs yui, was im Englischen to join, to unite, im Deutschen zusammenbringen, kombinieren, in Aktion bringen und verbinden meint. Der Yoga heißt es im Sanskrit, im Deutschen sagt man auch das Yoga. 

Yoga bedeutet das Zusammenbringen zum in Aktion setzen, das Verbinden, das Arrangieren, das Erstellen und Erkennen von Beziehung und insbesondere das Anwenden der Aufmerksamkeit. In verschiedenen Sachzusammenhängen benutzt, kann das Wort Yoga sehr unterschiedliche Bedeutungen bekommen. Ursprünglich meinte es, ein Pferd oder einen Wagen einspannen, im Sinne von bereit machen, in Gang setzen. Das deutsche Wort Joch steht sprachlich damit in einer entfernten Verbindung. Da inzwischen viele Menschen wissen, dass im Yogakurs kein Joch aus Holz gebaut wird, und es auch nicht um das Unterjochen der Teilnehmenden geht, bleibt der Ausdruck sinnvollerweise oft unübersetzt.

Im philosophisch-praktischen System der Yogalehre, mit dem wir es hier zu tun haben, bedeutet das Wort Yoga die Anwendung der eigenen Aufmerksamkeit auf sich selber. Hört man mit den Ohren seine eigene Atmung, so ist man bei sich, hört man andere Menschen sprechen, so bekommt man mit den eigenen Ohren von anderen etwas mit. Auch dafür interessiert sich Yoga, für gute Beziehungen mit der umgebenden Welt, also mit der äußeren Natur und den Mitmenschen. Die Ziele des Yoga, heißt es in einem alten Text, sind nur erreichbar in einer Gesellschaft in der alle Menschen glücklich sind. Der Startpunkt ist aus der Yogasicht klar durch die Natur festgelegt: Jeder Mensch beginnt bei sich selber. Jeder Mensch lernt, die eigene Aufmerksamkeit in Zusammenhang mit sich selber anzuwenden. Jeder Mensch ist loyal und in Verbindung mit sich selber. Alles andere wäre der Verrat am eigenen Selbst, wie der Körpertherapeut Alexander Lowen das nennt, oder eine Art tyrannischer und selbstgefälliger Umgang mit sich.

Mit was wird man verbunden? Welche Beziehung wird gepflegt? Das sind die eigenen Beine und Arme, die eigene Atmung und die eigenen Sinne. Zusammen mit eigenem Denken, Fühlen und Beobachten führen sie bei jedem Menschen ein gemeinsames Leben. Menschsein besteht nur in dieser zusammengehörenden, aufeinander abgestimmten Kombination. Yoga handelt von dieser Zusammenstellung, zeigt auf, wie Sie sich ihr Schritt für Schritt mehr bewusst werden und die Initiative ergreifen können, sie passend zu arrangieren für Aktionen.

In einem traditionellen Bild wird gesagt, wir brauchen den passenden Schlüssel, um das Schloss zu öffnen. Heute würden wir sagen, wir brauchen die passende Kombination zum Tresor. Das Wertvolle darin, sind Sie selber. 

Ein anderes altes Bild ist der zweirädrige Pferdewagen, von zwei Pferden gezogen, vom Wagenlenker gelenkt, mit einem Ziel und Zweck. Ist der Wagen funktionsfähig gebaut, mit Rädern, festen Speichen, der Achse, den Achsenzapfen, die die Räder halten, insbesondere mit der freien rund laufenden Radnabe? Haben die Pferde die Kraft, ihn zu ziehen? Stimmt die Kraftübertragung und kann der Wagenlenker über die Zügel die Pferde brauchbar vorwärts gerichtet lenken? Stimmt das alles, so kommt der Wagen zu seinem Ziel. Der Zweck der Fahrt ist, jemanden oder eine Ware zu transportieren. Während der Fahrt ist der Fahrgast in Bezug auf die Fahrt untätig. Wagenlenker, Pferde und Wagen sind in Aktion. Wir würden heute eher an ein Fahrrad oder ein Auto denken, es ist jedoch wichtig, die alten Bilder im damaligen Lebenszusammenhang zu belassen. Solche Bilder sind Kürzel, erste Zugänge, Eselsbrücken für Lernende, um Lernprozesse anzuregen. Sie helfen Ihnen, der Lehre näher zu kommen und selber die passenden Gedanken zu entwickeln.

Textquelle: Mit freundlicher Genehmigung Yoga Forum München e.V.


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