5. Asana

Asana wird in den Yogasutren (II.46-48) in drei kurzen Sätzen definiert. Stabil und angenehm sind die ersten beiden Qualitäten, die das Verweilen im Asana ausmachen. Der Text beschreibt als nächstes die mentalen und emotionalen Wesensmerkmale des Asanas als mühelos lässigen Zustand (mit lockerem Aufwand, da konsistent), in dem man endlos verbleiben könnte. Die Aktionen haben nichts mehr zu tun mit den Attacken und Verletzungen, die von Gegensätzen des Lebens kommen. Die aus dem Alltag kommenden Attacken sind nach den Beobachtungen des Yoga in den Yogaübungen im Körper und im Gehirn noch vorhanden. 

Es dauert Jahre, sie zu entdecken und durch neue Haltungen so zu ergänzen, dass die neuen Aktionen die Dynamik bedingen.

Beispiel: Stabilisieren wo es zu lose ist, lockern wo es zu angespannt ist, Aktionen in Gang bringen wo keine waren, Aktivität verringern wo es überaktiv war, wahrnehmen an Orten wo vorher keine Wahrnehmung stattgefunden hat, auf effektive statt ineffektive Muster zugreifen. Es geht also um nützlich-wirksame und angenehme statt nutzlose-unwirksame und unangenehme Aktionen.

Stabile und angenehme Prozesse in Muskeln und Sehnen, Kreislauf und Atmung, Denken und Fühlen, dies ist der Zustand, wo alles sitzt und passt. Inwieweit dieser Zustand erreicht werden kann, das ist die Frage. Sicher ist: es gibt eine ganze Menge zu tun.

Für den Aufbau eines neuen Aktionsmusters in Haltung und Bewegung, bis es mühelos ausgeführt werden kann, wie beispielsweise Radfahren, rechnet die Sportwissenschaft bei geeigneter regelmäßiger Stimulierung mit mindestens sechs Monaten. Nach meinen Beobachtungen, erwerben Yogalernende ein Haltungsmuster in etwa eineinhalb Jahren. Rechnen Sie mehrere aufeinander aufbauende Haltungsmuster, die in Yoga erlernt werden können, so ist klar, dass das Thema Asanas ein großes umfangreiches Lernprogramm offeriert. Ein Musterbeispiel für die Gegensätze des Lebens ist heiß und kalt. Manche Menschen neigen dazu, unterkühlt zu sein, andere haben eine Tendenz, sich zu überhitzen. 

Wenn die Bewegungen nicht mehr dahin gehen, dass die Gegensätze Probleme erzeugen, hat ein Mensch gelernt, sich immer wieder biopsychosozial zu stabilisieren. Muskuläre Dysbalancen können balanciert werden. Die geistige Kraft, die in der Ruhe liegt, kann gefunden werden. Die Marmakunde gibt diejenigen Regulationszentren an, die dafür gebraucht werden. Es besteht das Vorhaben, in den Asanas dort Qualitätszeichen zu erreichen. Gelenke könnten gelenkartig verwendet werden, Muskeln muskelartig, die Atmung atmungsartig und die Gedanken und Gefühle in ihrer Art. Jeder Prozess könnte in seiner eigenen Art stabilisieren. Solche Prozesse ermöglichen Ihnen die Ausführung und Erfahrung des Asanas. Kurz gesagt, geht es darum, dem Bauplan der Natur zu folgen, Haltungs- und Bewegungsmuster zu überprüfen, und wenn erforderlich, neu aufzubauen. 

In den Yogakursen wir dies aufgezeigt. Obwohl der Körper und die Körperhaltung in den Asanas eine wichtige Rolle spielen, versteht Yoga den Körper in einem weiteren Sinn. Erleben, Handeln, Entscheiden, Fühlen, Denken, die eigene Lebensgeschichte mit ihrer Zukunft und das eigene Bewusstsein sind dabei ebenso wichtig. 

Textquelle: Mit freundlicher Genehmigung von Yoga Forum München e.V.


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